Kolskeggur - Das Pferd mit dem alles begann.

 

Kolskeggur ist unser erstes Islandpferd. Wir haben ihn auf Vindhólar gekauft, als Oli 16 Jahre alt war. Oliver war bislang als Reitbeteiligung auf einem alten Islandwallach namens Geysir geritten und Kolskeggur sollte nun das erste eigene Pferd sein.

Kolskeggur hat einen sehr besonderen Charakter. Er ist sehr sensibel und temperamentvoll, noch dazu war er damals in den besten Jahren. Die ersten Monate waren von vielen Kilometern unkontrolliertem Galopp gezeichnet und dann folgten zwei weitere Jahre mit Galopprollen im Tölt, die sich schier nicht korrigieren ließen.

Oli: „Es war verrückt. Ich ritt und ritt und ich konnte die Rolle einfach nicht korrigieren. Zwei Jahre habe ich gebraucht und es schien mir wie ein Rätsel. Ganz zu schweigen von der wahrlich schlechten Haltung. Mit den anderen Reitern in der Haltergemeinschaft fuhren wir von Zeit zu Zeit mit den Pferden zum Reitunterricht nach Hamburg oder besuchten einen Kurs. Die Lehrer müssen den Kopf über mich geschüttelt haben.“

Über die Monate und Jahre wuchsen Kolskeggur und Oliver zusammen und Kolskeggur war für Oli immer das Wichtigste. Für ihn fuhr er mit dem Fahrrad jeden Tag fast zehn Kilometer, versorgte an einem festen Tag der Woche alle Pferde der Haltergemeinschaft und mistete die gesamten Flächen allein. Später zogen wir um und hielten die Pferde am Haus.

Auf dem Höhepunkt von Kolskeggurs und Olivers Leistung – Kolskeggur ließ sich hervorragend regulieren, ging taktklaren Tölt und hatte bei annehmbarer Haltung rasante Tempounterschiede gelernt – hielt er der Belastung plötzlich nicht stand und ging lahm. Er hatte einen Fesselträgerschaden und es brauchte neun Monate bis Oliver ihn wieder reiten durfte. Es war ein Rückschlag, der alles in Frage stellte und der über die Gesunderhaltung von Pferden und über gesunde Belastung philosophieren ließ. Nach den neun Monaten des Wartens war das alte Leistungsniveau bald wieder erreicht, diesmal mit mehr Bedacht und Achtsamkeit. Und wieder war Kolskeggur plötzlich lahm, diesmal auf dem anderen Vorderbein.

Nach erneuter sehr langer Pause entschied Oli traurig, dass er Kolskeggur nicht mehr reiten würde. Marina war kleiner und leichter und sie könnte eine Menge von Kolskeggur lernen.

Marina: „Ich weiß noch, wie ich meine erste Reitstunde bei Suzan Beuk hatte. Beim Aufsitzen sagte ich zu ihr, dass mir Kolskeggur manchmal unkontrolliert und plötzlich angaloppierte und dass dies nicht so schlimm sei. Wenn man ihn kurz laufen ließe, konnte man ihn oft wieder ruhig zurück nehmen. Unbekümmert bin ich aufgestiegen und auf der fremden Ovalbahn dauerte es kaum 30 Meter im Schritt, bis er in den Galopp sprang. Suzan fand das Maneuver gefährlich - und unterrichtete mich zunächst im Schritt.

Wenn ich allein im Gelände ritt, habe ich mir feste Punkte ausgesucht, an denen ich immer anhielt, absaß und Kolskeggur grasen ließ, damit er wusste, dass dort nicht weitergaloppiert wird. Später konnte ich ihn dann gut regulieren und war auf diese Punkte nicht mehr angewiesen. Leider ging Kolskeggur auch bei mir später wieder lahm, als er gerade begann gut zu werden.“

Sechs Jahre war Kolskeggur daraufhin Chef in der Jungpferdeherde und hatte darin eine Aufgabe erhalten. Aus dieser Zeit stammt auch das Bild, auf dem Marina und Kolskeggur im Galopp ohne Sattel und Trense über die Winterflächen galoppieren. Nicht zu sehen, sind die vielen Jungpferde, die mit ihnen laufen.

Kolskeggur ist nun (angeblich) ca. 25 Jahre alt, grau geworden und etwas hager. Er hat für immer ein „Bleiberecht“ auf diesem Hof und wir pflegen ihn auf seine alten Tage. Vor einem Jahr haben wir ihn ans Haus geholt, um ihn besonders im Winter besser mit Extra-Futter versorgen zu können.

Wie in alten Zeiten, als Kolskeggur stehen musste und nicht geritten werden durfte, stand er dann etwas verloren auf dem Paddock und schaute den Pferden hinterher, die an seiner Stelle zum Reiten geholt wurden. Es tat weh das zu sehen und nun hat Kolskeggur wieder eine „junge, leichte Reiterin“ als Reitbeteiligung. Darüber ist er sehr glücklich – und er ist auf seine alten Tage auch deutlich ruhiger geworden.