Hrímnir & seine überraschende Karriere

Jahrelang hat er sich bei uns als Reitschulpferd quasi versteckt. Dabei war er frech, konnte nicht tölten und interessierte sich stets für die Pferde in seiner Umgebung bedeutend intensiver, als für den Reiter im Sattel. Einmal lief er sogar – weil er so schön bequem beim Trab-Aussitzen war - eine Abschlussprüfung der Pferdewirtschaft mit. Nur tat er sich auch dabei nicht besonders positiv hervor, wurde gar als ungeeignet abgetan und überdauerte im Anschluss noch weitere Jahre unbeachtet in der „Abteilung“.

Einmal musste ich, Marina, aus Pferdemangel eine Geländestunde auf ihm reiten. Dabei passierte es, dass ich ihn nicht einfach hinter dem Reitschüler hertraben ließ, sondern mich durchsetzte mit meiner Parade. Hrímnir verriet für einen kurzen Moment, dass er tölten konnte!! Jedoch war der Tölt in dem Moment durchgebrochen und das Gleichgewicht war schlecht.

Später verlor Hrímnir aufgrund von Covid-19 quasi seinen Job. Für einen Moment wusste man nun nicht, wohin mit ihm und es herrschte etwas Ratlosigkeit. Ohne Reitlehrer neben ihm kamen Reitbeteiligungen nicht so einfach mit ihm aus bzw. begann er bald im Gelände im Schaukelgalopp nach Hause zu galoppieren, wann er wollte.

Eine Lösung musste her. Ich entschied mich, ihn ins Training zu nehmen und dann eine neue Langzeit-Lösung für ihn zu finden.

Das Verrückte war, dass ich gleich sehr schnell an den Tölt „herankam“. Hrímnir ist auf eine Art ein sehr feines Pferd. Die Knöpfe, die man für den Tölt drücken musste, waren winzig und lagen gut verborgen – aber mit der Töltausbildung von bisher scheinbar dreigängigen Pferden hatte ich schon so meine Erfahrung gesammelt.

Nachdem alles begann Form anzunehmen, meldet ich den Hrímnir vorsichtig zu einer leichten Dressurprüfung an. Dann geschah es aber, dass mein Gumi, das 2. Pferd, welches mit zum Turnier gefahren war, überraschend einen A-Final-Ritt in der schweren Viergangprüfung vor sich hatte. Hierauf wollte ich mich mit ihm lieber konzentrieren – und seine schwere Dressurprüfung wollte ich streichen. Gerade als ich mich dazu auf den Weg machte, kam mir die Idee, lieber den Hrímnir für Gumis Dressurprüfung zu nehmen und die leichte D5 einfach sausen zu lassen. Hrímnir hatte sich seit der Turniernennung vor einigen Wochen schließlich schon wieder weiterentwickelt. Gedacht & getan:

Auf dem Abreiteplatz brachte ich Hrímnir ganz flink das Kurzkehrt bei – glücklicherweise gab es Zeitverzug. Dann ritten wir fein säuberlich Gumis Dressurprüfung D4 – mit guter Miene – und erhielten sogleich 6,41 Punkte, den Pokal des 1. Platzes und eine Qualifikation für die Deutsche!

So was verrücktes!!!

Eine liebe Richterin in der Abschlussbesprechung meinte dann, dass ich mit ihm ja nun ein gutes Pferd für den Trainer A hätte. Den Gedanken hatte ich noch nicht mal so richtig zu denken gewagt!!!

Auf den etwas später stattfindenden deutschen Meisterschaften in St. Peter Ording (hier konnte wir nur unsere durchschnittliche Leistung und keine Glanz-Präsentation hinlegen) streckte ich dann meine Fühler aus für den entsprechenden Trainerkurs. Jolly Schrenk war schließlich vor Ort – und um neue Erfahrungen bei erfahrenen Trainern zu sammeln, wollte ich den Kurs gern bei ihr auf Berlar machen.

Naja – und den Rest kennt ihr schon. Am Kurs teilgenommen, (hier sind wir auch gesprungen, natürlich ein Heimspiel für den kleinen Fratz), dann kurz darauf ab zur zentralen Prüfung auf dem Kronshof – und BESTANDEN. So verrückt! Und das alles in 8 Monaten.